Einen schweren Verlust hat die Amalienpassage diesen Sommer erlitten. Friedrich Wilhelm Klemens – genannt Willy – Strakerjahn, einer der ersten Wohnungseigentümer in der Passage, ist im Sommer im hohen Alter von 85 gestorben. Uns ist es wichtig, ein paar Zeilen über Willy zu schreiben, denn er war uns gegenüber immer positiv und hat unsere Arbeit begeistert unterstützt.
Immer positiv, ähnlich wie der legendäre Bauunternehmer Fritz Eichbauer, dem es maßgeblich mit zu verdanken ist, dass dieses besondere Bauprojekt in München heute existiert, war Willy immer positiv unserem Restaurant gegenüber und hat unser Engagement in der Passage mit kräftigen, deutlichen Worten unterstützt. Genauso wie der Münchner Unternehmer war auch Willy ein Macher und einer, der schon viel von der Welt gesehen hatte.
Dabei war er nie undifferenziert – er wusste sehr genau, was er unterstützen wollte und warum. Als ein Eigentümer der allerersten Stunde kannte er die Amalienpassage über viele Generationen hinweg und wusste, dass das Objekt gepflegt erscheinen, aber belebt attraktiv sein muss. Ihm lag es am Herzen, dass der öffentliche Bereich der Passage (oft übersäht mit Fahrrädern) gepflegt ist und dass die Geschäfte im Erdgeschoss lebendig und gut besucht waren.
Kein Wunder, denn Willy Strakerjahn war vor seinem Leben als rüstiger Rentner (wie wir ihn kennengelernt hatten) selber erfolgreicher Gastronom in seiner Heimatstadt Lippstadt:
Zusammen mit seiner ersten Ehefrau Irene hatte dort lange Jahre verschiedene Cafés und Bistros geführt: zunächst das elterliche „Café Strakerjahn“, das renommierte große Café in der Haupteinkaufsstrasse genannt das „Ratscafe“, dann kamen noch das „Bistro Journal“ und das „Strandcafe“ am Margaretensee dazu. Zuletzt übernahm er den „Strandkorb“ auf der Nordseeinsel Juist.
Angefangen hatte alles mit einer Lehre als Konditormeister 1950 in Essen und in Köln, um den elterlichen Betrieb zu übernehmen. Das tat er mit Ehrgeiz und Erfolg und wurde damals so zum jüngsten Konditormeister in NRW.
Als Willy München zu den olympischen Spielen besuchte, war er von der Stadt und von dem damaligen Geist der freundlichen, farbenfrohen Spiele so begeistert, dass er einer der ersten Käufer von Eigentumswohnungen in der Amalienpassage wurde. Und letztlich spiegelt die Passage auch genau diesen Geist aus den farbenfrohen 70er Jahren wieder, mit dem preisgekrönten und genialen Farbkonzept von Eva Gagern-Hübsch, das typische Farben der Zeit wie gelb, orange, blau in verschiedenen Schattierungen das Auge erfreuen lässt.
In seiner Heimatstadt Lippstadt war Willy Strakerjahn vielseitig engagiert und bekannt, musikalisch, sportlich, geschäftlich und sozial. Und auch in den letzten Jahren, als das Gehen zunehmend schwierig wurde, hat er es sich nicht nehmen lassen, so oft wie möglich nach München zu kommen.
Immer wieder hat er unseren Chef im Restaurant sansaro besucht, mit seiner erfrischend, lebendigen, jung gebliebenen Art befragt, wie die Geschäfte gehen und wie die Stimmung in der Passage ist. Bei unseren Bemühungen, die Amalienpassage lebendig und gepflegt zu halten, hat er uns im Kreise der Eigentümer immer deutlich unterstützt.
An der Seite von Willy seine spätere Lebensgefährtin und wundervolle Jugendliebe Erika, die auch in den Zeiten als Willy nicht nach München kommen konnte, Kontakt mit uns gehalten hat.
Manchmal geht es dann so schnell, dass man es kaum glauben kann.
Vor allem im Fall Willy Strakerjahn war es kaum zu glauben, denn seine Energie, seine Präsenz, sein wacher Geist war bis zu unserer letzten Begegnung dergestalt, dass man ihm ein Ableben eigentlich noch lange nicht zugetraut hätte.
Willy Strakerjahn verstarb am 20. Juni 2020, schlief dem Vernehmen nach friedlich ein.
In einer großen Feier in seiner Heimatstadt wurde ihm gedacht und wir wollen ihn mit diesem Blogbeitrag in unserem Herzen behalten.