Dem Freund japanischer Küche begegnet immer wieder der Begriff der Bento-Box – und dann, als eine interessante Variante, die Bezeichnung „Shōkadō-Bentobox“.
WAS IST EIGENTLICH EINE SHOKADO-BENTOBOX?
Die Bento-Box ist zuerst einmal eine traditionsreiches kleines Behältnis für „Essen to go“. Ob den Bauern bei der Landarbeit, den über Land ziehenden Händlern, den Kämpfern im Krieg – die kleinen Behälter dienten schon seit etwa dem 5. Jahrhundert dazu, Essen mitnehmen zu können. Und zwar so, wie es der achtsame Japaner liebt: fein säuberlich getrennt nach seinen verschiedenen Anteilen: Reis, Gemüse, Fisch, Fleisch.
BENTO-BOXEN HABEN EINE URALTE TRADITION IN DER JAPANISCHEN KÜCHE
Erst waren es Bambusröhren, in denen das Essen verpackt war, dann nahm man kleine Holzboxen, die in Fächer unterteilt wurden. Für die bessere Haltbarkeit wurden sie oft lackiert. Und da diese kleinen Boxen schön und praktisch waren (und es auch heute noch sind), konnte man sie vielfältig verwenden: wertvollen Samen darin bewahren, sogar auch kostbaren Schmuck. So tat es der Erzählung nach auch der Mönch Shokado Akinori, der in der frühen Edo-Zeit (1582 – 1639) in der Präfektur Kyōto lebte. Er nahm eine solche Box, die einem Bauern als Samenbehälter gedient hatte, malte sie mit kleinen Tuschzeichnungen aus und bewahrte darin Schmuck auf.
EIN MÖNCH MACHTE DIE BENTO-BOX ZUM KUNSTGEGENSTAND
Dieser kunstfertige alte Mönch war auch ein Meister der Teezeremonie, die er im Schrein Iwashimizu Hachimangu zelebrierte. Die Zeit verging und in dem Schrein stand das fein bemalte Schmuck-Kästchen des alten Mönchs, bis, fast 300 Jahre später, im Jahr 1932, Yuki Teiichi die kleine Box entdeckte. Das Kästchen war aus Holz, 3,5cm hoch und mit einer Kreuztrennplatte unterteilt. Yuki hatte ein Restaurant gegründet und überlegte angesichts der schönen Box, wie diese für feine Speisen verwendet werden könnte.
Er verkleinerte die Box in den Seitenabmessungen, machte sie aber etwas höher und setzte einen Deckel darauf. Die Box wurde außen schwarz und in den Innenfächern rot lackiert und zur Erinnerung an den Mönch, der sie zum kleinen Kunstwerk gemacht hatte, Shokado-Box genannt. In dieser edlen Box servierte Yuki Teiichi vier kleine unterschiedliche Gerichte. Sie sollten im Maß zum Gefäß und „zum Mund“ passen, also ein feiner, ausgewogener Genuß, nicht zu wenig, aber auch nicht zu üppig. Diese Art, verschiedene kleine edle Gerichte zu präsentieren, wurde bei Teezeremonien sehr geschätzt.
DIE SHOKADO-BOX WIRD MARKENZEICHEN GEHOBENER GASTRONOMIE
In der Neuzeit wurde die Shokado-Bentobox überall bekannt und allmählich der Inbegriff der qulitativ hochwertigen Bentobox. Sie wird gefüllt mit besonderen Speisen in edlen Variationen und mundgerechter Größe, Maß und Ausgewogenheit gehören zu ihren Merkmalen. Die Shokado-Box erlaubt den feinen Genuß unterschiedlichster Speisen, die in den Kästchen behutsam angerichtet werden. Sie steht nicht für Schlemmereien, eher für Mäßigung, Achtsamkeit und bewussten Genuss und ist so ein typisches Zeichen japanischer Ess- und Lebenskultur.
Diese Shokado-Bentoboxen sind im heutigen Gebrauch nicht mehr so sehr für die Mitnahme von Speisen gedacht, sondern für die gehobene Restaurantküche. In ihnen werden verschiedene Genüssen sorgfältig aufeinander abgestimmt arrangiert. Deshalb sind sie für unser Restaurant sansaro geradezu ideal, um die Vielfalt der japanischen Küche aufzuzeigen. Wie anders kann man den Gast die ganze Bandbreite der traditionsreichen Küche aus dem Land der aufgehenden Sonne kosten lassen, als in diesen köstlich gefüllten Kästchen einer Shokado-Box? Japanische Küche zeigen wir gern am Beispiel Sushi – aber sie ist eben viel mehr, als nur Sushi. Im Sansaro kann man davon einen Eindruck bekommen. Wir haben diese Boxen schon desöfteren eingesetzt auf der Tageskarte, für besondere Events mittags oder abends oder um jemand einen besonderen Snack für ein privates oder geschäftliches Catering nachhause oder in die Firma zu liefern. Daher wenn Sie eine Gelegenheit haben, probieren Sie, was die Shokado-Boxen an feiner Vielfalt offerieren.
UNTERSCHIED ZWISCHEN SHOKADO- UND BENTO-BOX
Im modernen Japan sind die praktischen Bentoboxen so verbreitet, dass ihre Bezeichnung inzwischen auch als Synonym für „Essen zum Mitnehmen“ steht. Und, wie nicht anders zu erwarten, wurden im traditionsbewussten und zugleich innovativen Japan die Boxen weiterentwickelt und nehmen inzwischen alle möglichen Formen und Farben an: es gibt sie nun auch in modischen Farben (z. B. Jeansblau, Matchafarben, Flieder u.v.m.) aber auch mit Mustern verziert, mit Schriftzeichen oder mit Manga-Figuren bemalt. Auch die Formen haben inzwischen das einfache Quadrat verlassen, die Boxen wurden rechteckig, oval, rund oder sogar als kleine Figuren gestaltet. Mehrstöckige Boxen beherbergen besonders umfangreiche oder mehrere Mahlzeiten – das Bento-Universum ist bunt und vielseitig geworden und eigene Kochbücher bieten Rezeptvorschläge für abwechslungsreiche Mahlzeiten „to go“.
Im Gegensatz zur tradtionellen Shokado-Box – die in der Regel viergeteilt ist, evtl. mit einem kleinen Extrabereich für eine Würzbeilage – sind die modernen Bentoboxen oft gar nicht oder nur einfach unterteilt. Dennoch werden auch hier die Grundprinzipien japanischer Küche beachtet: frisches Gemüse, noch knackig, behutsam zubereitet und gewürzt, nicht alles miteinander vermischt, sondern die einzelnen Geschmackserlebnisse deutlich voneinander unterschieden und wahrnehmbar, dazu nach Geschmack, aber separat, Fisch oder auch Fleisch. Je mehr man sich mit der japanischen Form der „Lunchboxen“ beschäftigt, umso mehr erkennt man, dass diese Art der Zubereitung auch für unsere europäische Küche wertvolle Anregungen geben kann. Vielleicht sind diese Grundzüge der japanischen Esskultur, die sich auch in der Bento-Kultur zeigt, letztlich auch der Grund dafür, dass die japanische Küche auch hierzulande so hoch geschätzt wird.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch, bis bald im sansaro!