Sushi zu essen ist beliebt und scheint keine besondere Kunst – und doch gibt es ein paar Tipps, die Sie als Kenner ausweisen, das Essen bequemer machen und noch dazu den Genuss erhöhen.
Schließlich ist Japan das Land der Regeln – und je mehr Sie kennen, desto besser können Sie Sushi wie in Japan genießen.
Dabei muss man einschränkend vorausschicken:
Natürlich gibt es in Japan nicht nur tausend Regeln dafür, wie man etwas machen soll – beim Essen unterscheiden sich die Regeln gerne auch nach Stil der Region und nach Qualität des Restaurants.
So mag es in einem Restaurant ein Frevel sein, das Nigiri-Sushi (immer mit der Fischseite!!) in Sojasauce zu tunken, im anderen ist es vielleicht ok.
Wir versuchen, Ihnen den besten Überblick zu geben, damit Sie sich vor allem in einem japanischen Restaurant in Deutschland nicht aufführen wie ein ahnungsloser Barbar.
Die wichtigsten Grundregeln:
- Mit den Stäbchen achtsam umgehen
- Sushi und Sashimi nicht in Sojasauce baden
- Zusätzliche Schärfe durch Wasabi schrittweise und bewusst verwenden
- Ingwer ist keine Salatbeilage
- Lassen Sie sich auf Geschmack & Kultur der kunstvoll hergestellten Sushi ein und genießen Sie es!
Wie und womit Sushi essen?
Darf man Sushi mit den Fingern essen?
Tatsächlich ist das Essen von Sushi mit den bloßen Händen nicht nur erlaubt, sondern oft auch der beste Weg für den perfekten Geschmack.
Das ist in Japan in hochwertigen Sushi-Bars durchaus üblich und man kann es immer wieder bei japanischen Sushi-Köchen beobachten, wenn sie Sushi probieren. Es bringt das unmittelbarste Geschmackserlebnis für die delikaten, kleinen Häppchen. Denn die Finger sind oft das beste Instrument, um die grazilen Sushi sanft zu nehmen und flink zu essen. Schließlich soll der Reisballen unter dem Fisch nicht wie ein Klotz gepresst sein, sondern im Gegenteil so luftig und fluffig wie eben für einen Reisballen möglich.
Klar ist natürlich: die Hände müssen sauber sein, das Umfeld gepflegt und dafür angemessen. Und nein, das bedeutet nicht, dass die Japaner sonst alles mögliche mit den Händen essen. Die japanische Kultur legt großen Wert auf Reinheit und Reinlichkeit — und auf die Verwendung von (sauberen) Essstäbchen.
Wie Sushi mit Stäbchen essen?
Sushi mit passenden Stäbchen zu essen ist die nächstbeste Lösung nach dem Essen mit den sauberen Händen; und oftmals auch die beste, je nachdem, welche Art von Sushi man isst.
Uramaki oder manche exaltierte Sushi-Kreation mögen teilweise gar nicht dafür geeignet sein, mit den Händen direkt angefasst zu werden.
Aber der elegante Umgang mit den Stäbchen erfordert die Kenntnis einiger Regeln und ein wenig Hintergrundwissen über japanische Bräuche.
Die Stäbchen werden entweder neben oder – in manchen Restaurants – auch unterhalb des Tellers abgelegt, oft auf einem kleinen Bänkchen oder auf der Serviette. (Übrigens können Sie an dem, wie die Stäbchen abgelegt sind, auch erkennen, ob es sich um ein richtiges japanisches Restaurant handelt)
Das untere Stäbchen wird in die Daumenbeuge gelegt und das obere mit Zeige- und Mittelfinger beweglich geführt.
Versuchen Sie, die Sushi mit den Stäbchen nicht zu zerquetschen, sondern möglichst parallel zum Teller sanft an den Seiten anzuheben.
Bei gutem Sushi befindet sich viel Luft zwischen den Reiskörnern, was den Geschmack feiner macht, aber auch das Sushi fragiler.
Was man mit Stäbchen nicht machen darf
Reiben Sie die Stäbchen nicht anfangs etwa laut aneinander. Damit signalisieren allen laut hörbar, dass die Stäbchen, die Sie bekommen, mangelhaft sind.
Und in einem guten japanischen Restaurant sollten Sie immer gute Stäbchen, idealerweise sogar aus splitterfreiem Bambus bekommen. Es wäre also ein Affront und auch kein gutes Benehmen, wenn man in einem besseren Restaurant die Stäbchen laut aneinander klacken lässt.
Vermeiden Sie es bitte, mit den Stäbchen auf eine andere Person zu zeigen.
Auch gilt es als absolutes No-Go, die Stäbchen im Reis stecken zu lassen, weil dies Japaner sofort an einen Brauch aus dem Ahnenkult erinnert. Oft stellen Japaner auch ein Schälchen mit Reis auf für ihre Vorfahren, die nicht darben sollen.
Wenn von einem gemeinsamen Teller oder aus einer gemeinsamen Schale Reis oder eine andere diffuse Masse (z.B. Algensalat, Spinat etc.) aufgenommen wird, dreht man höflicherweise die Stäbchen um und bedient sich mit dem breiten Ende, das nicht zum Mund geführt wird.
Aus dem gleichen Grund, um den Kontakt mit dem eigenen Esswerkzeug zu vermeiden, gibt man auch nie Essen mit den Stäbchen weiter.
Werden die Stäbchen nicht benötigt, dann legt man sie auf der Unterlage neben dem Teller ab.
Legt man sie nebeneinander auf den Teller, signalisiert man damit – wie auch mit Besteck bei uns – dass man das Essen beendet hat und abgeräumt werden kann.
Man sieht also, es gibt eine „Stäbchen-Zeichensprache“.
Sushi bitte nicht abbeißen
Sushi isst man in einem Happen. Das Selbstverständnis eines jeden erfahrenen (japanischen) Sushi-Koch ist, dass die Häppchen in der richtigen Größe kommen und für einen Bissen perfekt sind.
Wenn Sie auf Rollen stoßen, die Sie abbeißen wollen, dann sind Sie entweder im falschen Restaurant — oder Sie haben eine Futomaki gewählt, deren Charakteristik die besondere Größe ist.
Und auch die können sehr lecker sein. In dem Fall legen Sie die angebissene Rolle nicht etwa zurück auf den Teller, sondern behalten Sie sie (ggf. mit den Stäbchen) elegant in der Hand, bis Sie den nächsten Bissen nehmen. Eben wie einen kleinen Snack.
Ähnliches gilt für die Temaki, die natürlich auch dafür gedacht ist, in der Hand gehalten zu werden und Stück für Stück verzehrt zu werden. Aber natürlich haben die Japaner für alle möglichen unterschiedlichen Sorten und Anlässe die unterschiedlichsten Regeln oder Verhaltensempfehlungen…
Sushi-Toppings nicht einzeln essen
Heutzutage eigentlich selbstverständlich, aber zur Sicherheit: Nehmen Sie nicht den Fisch vom Nigiri-Sushi herunter und essen ihn einzeln!
Dies sei, so sagt selbst der bekannte Jiro, die größte vorstellbare Beleidigung für den Sushi-Meister, denn schließlich hat er sich viel Mühe gegeben, Reis und Fisch perfekt zu kombinieren. Das ist nicht nur eine formelle Sache: bei Sushi gehören Fisch und Reis historisch zusammen. Mit gut mildgesäuertem Reis schmeckt das Sushi erst richtig gut. Wenn Sie nur Fisch wollen, bestellen Sie Sashimi.
Schlürfen, Schmatzen und Geräusche?
In Japan gelten, was Geräusche angeht, in etwa die gleichen Tischsitten wie bei uns. Das heißt, es wird nicht geschmatzt, geschlürft oder gar gerülpst.
Wir wissen, dass unsere Kunden niemals auf die Idee kommen würden, wir sagen es nur sicherheitshalber. Denn es gibt durchaus asiatische Kulturkreise, bei denen ein lautes Schmatzen ganz normal ist — in Japan und in einem japanischen Sushi-Restaurant vermeiden Sie das bitte.
Am Rande erwähnt: ja, die heissen japanischen Nudelsuppen Ramen oder Udon werden gerne geschlürft, jedoch nicht um Krach zu machen, sondern um die heisse Suppe zusammen mit etwas Luft einzuziehen.
Und da die Miso-Suppe, die in Deutschland oft zusammen mit Sushi bestellt oder serviert wird, gar nicht so heiß sein soll wie die legendären Nudelsuppen, schlürfen sie die besser nicht.
Welche Saucen & Würzmittel zu Sushi?
Sushi gibt es heutzutage weltweit in den unterschiedlichsten Stilen und den verrücktesten Kombinationen.
Will man echt japanisches Sushi authentisch genießen, kann es nicht schaden, den Zusammenhang von Sushi, Sojasauce, Wasabi und Ingwer zu verstehen.
Japan & der Westen: unterschiedliche Geschmackswelten
In der westlichen Küche sind wir es gewohnt, dass der Geschmack bei Speisen durch die Würzung und durch Saucen kommt — viele typisch deutsche, amerikanische, französische, italienische Gerichte sind ohne intensiv geschmacksbildende Saucen gar nicht denkbar.
In der japanischen Küche hingegen kommt der Geschmack durch Schneiden und die kundige, oft behutsame aber erfahrene Behandlung des sorgsam ausgesuchten Rohmaterials. Eine Sauce wird nur verwendet, um den natürlichen Geschmack einer Zutat herauszuarbeiten, zu akzentuieren — nicht, um dem Gericht seinen Geschmack zu geben.
Gutes Sushi schmeckt durch sich selbst, nicht durch die Sauce
Klar gibt es auch in Japan intensive Saucen wie Teriyaki oder Tonkatsu – einem Feinschmecker dürfte aber keine Verfremdung des feinen Sushi mit solch intensiven Saucen in den Sinn kommen – das Pure zählt. Sonst könnte man auch Tofu statt aufwändig filetiertem Frischfisch essen.
Und — damit endlose Diskussionen und Missverständnisse vermieden werden — kommen in Deutschland die Sushi meistens bereits mit Ingwer und zusätzlichem Wasabi auf dem Teller an den Tisch, wo üblicherweise auch schon eine Soja-Sauce bereitsteht.
Dabei will aber mit Ingwer, Wasabi und Soja-Sauce auch kundig, also maßvoll, umgegangen werden. Denn keine dieser einfachen Ergänzungen soll den Geschmack des sorgsam zubereiteten Sushi überdecken.
Darf man Sushi mit Wasabi nachschärfen?
In der japanischen Küche geht es um den natürlichen Geschmack der verschiedenen Zutaten, subtil aufeinander abgestimmt.
Der Sushi-Meister arbeitet in der Regel schon ein wenig Wasabi in die Sushi ein — je nach verwendeter Sushi-Art und Zutaten etwas mehr oder etwas weniger. Bei manchen Sushi-Arten wie beispielsweise Uramaki oder mit Frischkäse kommt (absichtlich) kein Wasabi rein.
Nun sind wir „Nicht-Japaner“ teilweise an etwas kräftigere Geschmacksnoten gewohnt. Um diese individuelle Abstimmung möglich zu machen, erhält jeder Gast etwas Wasabi und sein eigenes Schälchen für Sojasauce.
Natürlich freut sich ein Sushi-Meister, wenn sie sich aufmerksam auf seine Geschmacksabstimmung einlassen und nicht gleich von vornherein alles mit Schärfe übertönen. Wasabi in die Sauce einzurühren, macht ein schrittweise individuelles Abstimmen aber dann fast unmöglich. Versuchen Sie, die verschiedenen Zutaten so zu schmecken, wie Sie zusammengestellt wurden, die Würzung des Reises zu erfassen.
Praktizieren Sie das Einrühren von Wasabi in die Sojasauce möglichst nur bei Sashimi. Und wenn das Sushi nicht richtig gewürzt ist oder furchtbar langweilig schmeckt ohne zusätzliches Wasabi, dann probieren Sie einfach mal ein anderes Restaurant.
Kleiner Pro-Tipp: wir probieren gerne die Gurkenrolle (Kappamaki), um die Qualität eines neuen Restaurants zu überprüfen.
Wieviel Sojasauce zum Sushi?
In dem perfekt abgeschmeckten, fein glänzenden Reis beweist der Koch viel von seinem Können.
Deshalb wird auch ein Kenner nie den Reis in Sojasauce ertränken, sondern nur den Fisch oder das Gemüse ein wenig in die Soja-Sauce dippen.
Sushi-Rollen etwa in der Soja-Sauce kurz abzustellen, quasi zu marinieren, ist für Japaner unerträglich – das Sushi wird damit nur vollkommen versalzen.
Wenn Sie Gunkan essen, dann empfiehlt es sich, ein Ingwerblättchen zu nehmen, das in Soja-Sauce zu tunken, und damit behutsam die Soja-Sauce auf dem Topping des Gunkan zu verteilen. So agieren Sie stilsicher und vermeiden Katastrophen in Soja 😉
Ingwer zur Geschmacksneutralisation
Eingelegter Ingwer (Gari) gehört für viele Sushi-Fans einfach dazu. Er dient in Massen dazu, die Geschmacksnerven zwischen den verschiedenen Sushi zu „neutralisieren“. Manches Mal kann man Ingwer auch gut dazu verwenden, elegant etwas Soja-Sauce über schwierig essbare Sushi wie Gunkan zu streichen.
Allerdings sollten Sie den Ingwer nicht für eine Art Beilagensalat halten. Und schon auf gar keinen Fall niemals auf die Idee kommen, die Ingwer einfach auf die Sushi zu legen als eine Art zusätzliches Topping.
Gesundheitstipp:
Gehen Sie — wie die Japaner — sparsam mit Soja-Sauce, Ingwer und Wasabi-Paste um. Achten Sie darauf, welche Soja-Sauce in einem Restaurant verwendet wird — hochwertige Bio-Soja-Sauce aus einem traditionellen Herstellungsprozess oder industriell hergestellte NoName-Ware?
Wie man Sashimi würzt
Sashimi ist kein Sushi, aber es soll dennoch hier kurz erwähnt werden:
Wenn beim Sashimi kein Ingwer dabei ist, dann ist alles ok: Zum Sashimi wird nicht der eingelegte Ingwer serviert, sondern fein geschnittener Rettich. Daran, wie dünn dieser Rettich geschnitten ist, erkennen Sie übrigens auch die Qualifikation der Köche.
Viele Menschen im Westen vermischen dann Wasabi mit Soja-Sauce, bevor sie Sashimi eintauchen. Dabei lösen sich jedoch einige ätherische Geschmacksnoten des Wasabi auf.
Um Sashimi richtig zu genießen, geben Sie ein wenig Wasabi auf den Fisch, dippen den Fisch ganz kurz an einer anderen Stelle in die Soja-Sauce und dann geniessen Sie ihn direkt. Je fetter der Fisch ist, desto mehr Wasabi verträgt er (z.B. Thunfisch, Lachs, Makrele). Wasabi und Soja-Sauce sollten aber immer nur eine leichte geschmackliche Ergänzung sein, niemals eine Art Marinade.
Bitte verlangen Sie keine Teriyaki- oder Chili-Sauce zum Sashimi, das zerstört nur den Geschmack, den der Koch im rohen Fisch durch kunstvolles Schneiden herausgearbeitet hat. Damit vermitteln Sie dem japanischen Restaurant auch das Gefühl, dass es sich umsonst um höchste Qualität für Sie bemüht.
Meiden Sie deshalb übrigens am besten auch Restaurants, deren Sashimi-Auswahl meistens in Verbindung mit allerlei intensiven Saucen angeboten wird: damit wird nur überdeckt, dass das Rohmaterial von mäßiger Qualität vermutlich schon länger vorbereitet und die Köche wenig erfahren sind.
Die beste Reihenfolge um Sushi zu essen
Für Sushi-Liebhaber gibt es eine ganz einfache Reihenfolge, in der sich Sushi am besten genießen lässt: von leicht nach fettreicher — auf das Fleisch der Fische übersetzt: von weiß nach rot.
Diese Regel hat sowohl etwas mit der Geschmacksintensität als auch mit dem Sättigungsgefühl zu tun. In vielen Sushi-Restaurants werden Ihnen die verschiedenen Sushi-Sorten schon in der richtigen Reihenfolge von rechts nach links auf der Platte angerichtet. Wenn die Platte jedoch optisch besonders gestaltet ist, wählen Sie einfach selbst.
Man beginnt mit dem leichten, fettarmen Fisch, mit weißem Fleisch oder Tintenfisch, kann dann über den „silbernen Fisch“ z. B. dem Makrelenhecht fortfahren, dann folgt Lachs oder Lachsroggen und am Ende wird fettreicher Fisch mit rotem Fleisch verzehrt.
Also isst man von leicht bekömmlich zu stärker sättigend, was ja auch nicht nur geschmacklich, sondern auch nach modernen Ernährungserkenntnissen sinnvoll ist.
Abschließen lässt sich ein solches vollständiges Sushi-Genießer-Mahl mit einem Stück Tamago, dem kunstvoll gefalteten japanischen Omelette, das oft eine subtile Süße hat, abrunden. Dafür wird Tamago übrigens auch gerne in japanischen High-End Sushibars verwendet.
Woraus oder wovon Sushi essen?
Beliebt in Japan sind natürlich die „Sushi-Geta“, die Holzbretter in Form der klassischen japanischen Holzschuhe. Solche Geta sind eine witzige Sache — sie sollten jedoch darauf achten, dass sie in gutem Zustand sind und das Holz nicht an den Kanten schon abgeschrammt und die Geta verbraucht sind. Auch das sagt etwas über das Restaurant aus.
Genauso das Geschirr. Ob man Sushi auf Holz isst, auf Geschirr isst oder vielleicht sogar direkt von der Theke in einer klassischen Sushi-Counter-Bar (Omakase-Style), wo der Koch das Sushi direkt vor Ihren Augen hinstellt: Alles ist eigentlich ok, solange es sauber, hygienisch, ordentlich ist – und nicht einfach nur weiß.
Denn während in der westlichen, französisch inspirierten Gastronomie weißes Geschirr als der Standard gilt, ist durchgehend reinweißes Geschirr eigentlich ungeeignet für japanische Küche und insbesondere Sushi. Schön fasst es der große japanischen Schriftsteller Junichirō Tanizaki zusammen, wenn er beschreibt:
Es heißt oft, die japanische Küche sei nicht zum Essen, sondern zum Anschauen da.
Wer jenen frischgekochten, reinweißen Reis sieht, wie er unter dem rasch gehobenen Deckel hervor warmen Dampf aufsteigen lässt, wie er in dem schwarzen Gefäß aufgehäuft daliegt und wie jedes einzelne Korn gleich einer Perle glänzt, der wird, sofern er ein Japaner ist, so recht das Ehrfurchtgebietende des Reises spüren.
Wahrscheinlich dürfte in allen Ländern die Färbung der Speisen so gehalten sein, dass sie mit der Farbe des Essgeschirrs und auch der Zimmerwände harmoniert. Gewiss ist auf jeden Fall, dass der Appetit um die Hälfte abnehmen würde, wenn man japanische Speisen an einem hellen Ort auf weißem Geschirr essen würde.
„Lob des Schattens — Entwurf einer japanischen Ästhetik“ von Junichirō Tanizaki (1886 -1965)
Das verwendete Geschirr gibt Ihnen damit auch Auskunft über das Restaurant, in dem Sie sich befinden.
Welche Getränke zum Sushi?
Eine Vielzahl von Getränken kann zu Sushi passen — und sie müssen nicht alle japanisch sein. Hier geben wir ein paar allgemeingültige Empfehlungen über typische Getränke zu japanischem Sushi.
Sushi & Bier
Manche wissen es gar nicht: Japan ist eine große Bier-Nation, durchaus ein wenig vergleichbar mit Deutschland. Es gibt zahlreiche saisonale Biersorten in Japan und Bier als Getränk ist weit verbreitet. Gerne und oft auch zum Sushi in Sushi-Bars aller Preisklassen.
Sushi & Sake
Hochwertiger Premium-Sake ist natürlich mitunter die beste Begleitung zu feinem Sushi und Sashimi, die man auswählen kann.
Da Sake aus Reis hergestellt wird, versteht es sich von selbst, dass er hervorragend zu Sushi harmoniert, das ebenfalls mit Reis zubereitet wird. Und interessanterweise ist die Erfindung des Reisessig, der Sushi seinen feinen Geschmack verleiht, auch direkt verknüpft mit der Herstellung von Sake.
Es ist auch wissenschaftlich erwiesen, dass Sake dazu beiträgt, den Umami-Geschmack des Fisches abzurunden und zu unterstreichen.
Der Geschmack und die Eigenschaften von Sushi unterscheiden sich je nach den Zutaten, und so sind auch die Sake, die dazu empfehlenswert sind, sehr unterschiedlich.
Im Allgemeinen ist es jedoch am besten, einen leichten, trockenen Sake zu trinken, entweder leicht gekühlt oder bei Zimmertemperatur, um die feinen Aromen des Sushi nicht zu verderben. Zu Sushi mit süßer Sauce, wie z. B. Unagi (Aal), sollte ein süßer Sake empfohlen werden.
Sushi & Wein
Wein findet heutzutage auch in Japan immer mehr Beachtung – es gibt sogar Weinsorten, die in Japan angebaut werden. Wegen seiner Säure ist besonders der deutsche Riesling ein guter Partner zum Sushi. Der spaltet die Eiweiße vom weißen Fisch recht gut auf.
Rotwein, vor allem wenn stark tanninaltig, ist nicht als Begleitung zu Sushi zu empfehlen.
Sushi & grüner Tee
Grüner Tee ist das Getränk der Wahl, wenn man in den teuersten Sushi-Restaurants in Japan isst. Dort erhält man nicht etwa Sake, Wein oder Champagner zum Sushi — sondern nur auf Wunsch am Ende eine Tasse grünen Tees. Klar, nichts soll vom reinen Essensgenuss ablenken.
Und der grüne Tee, der natürlich durch die Teezeremonie auch eine große Nähe zur Hochform der japanischen Küche, dem Kaiseki hat, ist das meditativste Getränk dazu. Und ganz ehrlich: in einem High-End-Sushi Restaurant haben Sie auch gar nicht die Zeit, eine Flasche Wein zu leeren — denn dort dürfen Sie wenige Minuten nach dem Essen dankbar aufstehen und gehen.
Sushi mit der richtigen Einstellung essen
Gutes Sushi ist ein Handwerk, richtig gutes Sushi ist eine Kunstform. Die meisten Menschen wissen nicht, wie viel Vorbereitung und wie viel Aufwand vonnöten sind, um konstant wirklich gutes Sushi aus hochwertigen Zutaten zuzubereiten.
Auch wenn in Deutschland wenig Geld für Essen ausgegeben wird und wenig Bewusstsein für Qualität vorhanden scheint — es schadet nicht, sich ein wenig an die kulturellen Gepflogenheiten aus Japan anzupassen.
Omotenashi
Omotenashi ist die bekannte japanische Form der Gastfreundschaft.
Ein japanischer Gastgeber, insbesondere auch ein Restaurant- oder Hotelbetreiber, wird immer versuchen, mit weit offenem Herzen und viel Aufmerksamkeit sich vollständig um den Gast zu kümmern und ihn zu umsorgen. Omotenashi bedeutet auch das Bemühen, auf jedes Detail zu achten, damit der Gast eine vollständige, beglückende Erfahrung hat.
Damit das gelingt, ist Omotenashi auch eine von gegenseitigem Respekt getragene Beziehung: der Gast respektiert und wertschätzt die Bemühungen des Gastgebers.
Gerade bei echten japanischen Restaurants mit japanischem Personal oder japanischer Philosophie gilt daher: treten Sie nicht ein wie ein deutscher König oder Kaiser, sondern mit einem gewissen Respekt und einer gewissen japanischen Vorsicht, dann wird Ihnen das Personal von Herzen gerne zu Diensten sein und Sie versuchen, sich ganz zuhause fühlen zu lassen.
Please wait to be seated
Wenn das Personal mit japanischen Engagement bei der Sache ist, wird man immer versuchen, Ihnen den besten möglichen Platz zu geben und auf Ihre Bedürfnisse einzugehen!
Machen Sie es dem Service leicht, indem Sie bei Ihrem Besuch nicht gleich auf den Platz zustürmen, den Sie für den besten halten.
Kommen Sie erstmal kurz an, nehmen Blickkontakt mit dem Personal auf und freuen sich darauf, dass man sich um Sie kümmert.
Kommen Sie in dem Bewusstsein, dass ein gutes Sushi-Restaurant sehr viel Abstimmung zwischen Sushi-Bar/Küche und Service benötigt — hier herrschen andere Regeln als in einer bayerischen Wirtschaft oder sogar in einem guten, italienischen Restaurant – der Bestellprozess und damit alle Abläufe zwischen Sushi-Bar, warmer Küche und Gastraum ist viel komplexer.
Vermeiden Sie starke Parfümierungen im Sushi-Restaurant
Natürlich ist Stimmung, Ambiente, Raumgröße in jedem Sushi-Restaurant unterschiedlich.
In Japan denkt man aber so: Sushi will mit allen Sinnen wahrgenommen werden, das Aroma wird von Nase, Mund, Gaumen und Zunge aufgenommen.
Wenn diese Wahrnehmung für Ihren Nachbartisch oder Tischnachbarn von einem starken Parfümschweif überdeckt wird, dann ist das etwas rücksichtslos.
Also gehen Sie in hochwertige Restaurants wenn dann nur mit sehr wenig und sehr unaufdringlichem Parfum.
In Japan gibt es sogar ein eigenes Wort für „Geruchsbelästigung“ im Zusammenhang mit Parfums (香害, kōgai).
Also: Bleiben Sie dezent, mit Parfum, der Lautstärke, Ihrem Auftritt. Kurz: versuchen Sie sich ein klein wenig japanisch zu verhalten 😉
Weitere Tipps
Ein paar weitere Hinweise finden Sie in einem Artikel von uns zu einem typischen Besuch in einem japanischen (Sushi-)Restaurant.
Und wenn Ihnen hier noch eine Information fehlt oder wir es aus Ihrer Sicht nicht verständlich erklärt habe, schreiben Sie uns gerne!